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Tradierte Werte und neue Chancen

Staubsaugervertreter: Wer zwischen 1930 und 2000 in Deutschland aufgewachsen ist, ist ihnen sicher schon einmal an der Haustür begegnet.
Das Klischee behaftete Image des Staubsaugervertreters stammt aus einer Zeit, in der Frauen in die Küche gehörten. Wer sonst hätte den Vertretern die Tür öffnen können?

Doch auch Staubsauger sollen entworfen werden und gerade die deutsche Firma Vorwerk hat sich damit einen grossen Namen gemacht. Im Rahmen der Fragestunde stellte sich Uwe Kemker, Designleiter der Firma, den Fragen der Studierenden und liess sie an seinem Erfahrungsschatz des langwierigen Prozesses der Markenentwicklung teilhaben:

Wieso ist gerade für Vorwerk die Neuorientierung eine relevante Massnahme um sich auf dem Markt zu behaupten?
Wie umfangreich ist die Entwicklung mehrerer eigenständiger Produkte innerhalb einer Firma? Wie gelangt man von vielen formalen Ausdrücken zu einer homogenen Markenidentität?

Als Kemker 1983 direkt nach seinem Abschluss in Industrial Design bei Vorwerk eingestellt wurde, waren die Produkte noch in “Knochenweiss” und “Waldgrün” gestaltet. Qualität und Hochwertigkeit waren schon damals Eigenschaften, mit welchen sich Vorwerk positionierte und vor allem eine ältere, tradierte Kundengruppe ansprach. Der Direktvertrieb, den Vorwerk seit 1930 betreibt, war zur etablierten Marketingstrategie geworden und der Thermomix zum Aushängeschild und Verkaufsschlager der Firma.
2009 setzte sich Kemker dennoch zum Ziel, die Produkte zeitgemäßer zu gestalten und eine zeitgemässe Markenidentität zu definieren. Entsprechend dazu wurde 2011 die erste Vorwerk Filiale in Hamburg eröffnet.

Während die neuen Farben durch tiefenpsychologische Marktforschung ermittelt wurden, orientieren sich Form und Bedienbarkeit an Dieter Rahms Thesen für gutes Design, eine Strategie um eine Zielgruppe anzusprechen, die auch mit Apple Produkten vertraut ist.

Der Wandel der Firma zeigt deutlich, wann eine gesellschaftliche Entwicklung im Firmenimage adaptiert werden muss. Ein Redesign wird relevant und erhält eine essentielle Berechtigung, wenn die primäre Kundengruppen langsam regrediert.

Welchen Weg Vorwerk in Zukunft einschlagen wird, bleibt also besonders für Designer mit Spannung zu beobachten.

(Uwe Kemker besuchte die Fachrichtung Industrial Design am 25.10.2016 im Rahmen der Dienstagabend-Veranstaltungsreihe. Zum Programm > )

Text: Hannah Fürstenberg, Studentin im 5. Semester

Bilder: Fiona Knecht, ©ZHdK, Fachrichtung Industrial Design 2016

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