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Kleiderbad - Baden im Überfluss

Benjamin Amiel

«Kleiderbad ist ein absurd ambivalentes Erlebnis.»

Die Modeindustrie stellt jährlich über 100 Milliarden Kleidungsstücke her. Fast Fashion lebt vom übermässigen und unbewussten Konsum der breiten Masse und ist in vielerlei Hinsicht fragwürdig. „Kleiderbad“, eine kritische Designinstallation, konfrontiert uns mit dieser Problematik und regt zum Nach- und Umdenken an. Der Raum nimmt die Ästhetik eines Spas auf und bietet die Möglichkeit sich intensiv mit dem Material auseinanderzusetzen. Wannen, gefertigt aus Altkleidern, laden zum sinnlichen Bad im Textilen und zur Reflexion des eigenen Konsums.

Zieh dir einen Mantel zum Baden an und betrete das Kleiderbad. Denn du weisst: "Kleider machen Leute."
Zieh dir einen Mantel zum Baden an und betrete das Kleiderbad. Denn du weisst: "Kleider machen Leute."
Bedien dich an den Duftflocken. Milde Brise (Polypropylen), Abendrot (Acryl), Rosengarten (Polyamid).
Bedien dich an den Duftflocken. Milde Brise (Polypropylen), Abendrot (Acryl), Rosengarten (Polyamid).
Streiche den Vorhang aus Altkleidern beiseite.
Streiche den Vorhang aus Altkleidern beiseite.

«Kleiderbad ermöglicht eine Neuentdeckung von Textilien mit allen Sinnen.»

Setze dich mit den Duftflocken in das fliessende Wasser der Kleiderwanne. Fühle, wie sich die Textur des Bademantels verändert, er sich um deinen Körper legt und die Bewegungen des Wassers aufnimmt.
Setze dich mit den Duftflocken in das fliessende Wasser der Kleiderwanne. Fühle, wie sich die Textur des Bademantels verändert, er sich um deinen Körper legt und die Bewegungen des Wassers aufnimmt.
Sieh zu, wie das Wasser die feinen Duftflocken über die Ränder der Wannen trägt und zur Mitte des Raums in den Abfluss spült.
Sieh zu, wie das Wasser die feinen Duftflocken über die Ränder der Wannen trägt und zur Mitte des Raums in den Abfluss spült.
Ruh dich gelegentlich auf den Liegetischen aus und nutzte die Sitzbänke zum Austausch.
Ruh dich gelegentlich auf den Liegetischen aus und nutzte die Sitzbänke zum Austausch.
Wirf deinen nassen, schweren Bademantel in den Eimer und kleide dich in ein neues Tuch. Jetzt hast du sprichwörtlich eine saubere Weste.
Wirf deinen nassen, schweren Bademantel in den Eimer und kleide dich in ein neues Tuch. Jetzt hast du sprichwörtlich eine saubere Weste.

«Mit Kleiderbad taucht man voll und ganz in den Kleider-Überfluss ein.»

Ein zentrales Element des Kleiderbades ist die Kleiderwanne. Die Grundlage dafür war eine Auseinandersetzung mit der Fast Fashion und den Unmengen an Altkleidern, die dadurch entstehen. Während Naturfasern wie Baumwolle zumindest in Dämmmaterial wieder Verwendung finden, gibt es für synthetische Fasern (60% des weltweiten Textils) keine Wiederverwertung. Verbrennung und Deponien stehen am Ende ihres Produktezyklus. Um dem entgegenzuwirken entstand TexMat, ein Material aus synthetischen Alttextilien und rezykliertem Polypropylen (PP), als Möglichkeit, herkömmliche Materialien zu ersetzen.
Ein zentrales Element des Kleiderbades ist die Kleiderwanne. Die Grundlage dafür war eine Auseinandersetzung mit der Fast Fashion und den Unmengen an Altkleidern, die dadurch entstehen. Während Naturfasern wie Baumwolle zumindest in Dämmmaterial wieder Verwendung finden, gibt es für synthetische Fasern (60% des weltweiten Textils) keine Wiederverwertung. Verbrennung und Deponien stehen am Ende ihres Produktezyklus. Um dem entgegenzuwirken entstand TexMat, ein Material aus synthetischen Alttextilien und rezykliertem Polypropylen (PP), als Möglichkeit, herkömmliche Materialien zu ersetzen.

«Doch [...] eine universelle, unreflektierte Umetikettierung von Müll als Rohstoff trägt dazu bei, einen Diskurs zu schaffen, der effektive Praktiken der Müllvermeidung vorwiegend verhindert.»
- Christiane Lewe

Die reine Umwandlung von Altkleidern in einen Rohstoff wäre lediglich ein Ansatz der Symptombekämpfung und keine Strategie der Symptomvermeidung. Die Lösung der Problematik liegt in einem reflektierten Umgang mit Kleidung und deren Konsum.
Die reine Umwandlung von Altkleidern in einen Rohstoff wäre lediglich ein Ansatz der Symptombekämpfung und keine Strategie der Symptomvermeidung. Die Lösung der Problematik liegt in einem reflektierten Umgang mit Kleidung und deren Konsum.
Der Bademantel ist aus synthetischem Restmaterial gefertigt.  Durch das Tragen dieses Mantels wird die Verbindung zur eigenen Kleidung gemacht. Das vermeintliche Wegwerfen des Mantels vor dem Verlassen des Kleiderbades unterstreicht die Stimmung der heutigen Wegwerfgesellschaft.
Der Bademantel ist aus synthetischem Restmaterial gefertigt. Durch das Tragen dieses Mantels wird die Verbindung zur eigenen Kleidung gemacht. Das vermeintliche Wegwerfen des Mantels vor dem Verlassen des Kleiderbades unterstreicht die Stimmung der heutigen Wegwerfgesellschaft.
Die Duftflocken aus synthetischen Fasern repräsentieren den Mikroplastik, welcher durch den Abrieb beim Waschen ins Wasser gelangen. Ein Drittel des Mikroplastiks in den Gewässern lässt sich auf Textilien zurückführen.
Die Duftflocken aus synthetischen Fasern repräsentieren den Mikroplastik, welcher durch den Abrieb beim Waschen ins Wasser gelangen. Ein Drittel des Mikroplastiks in den Gewässern lässt sich auf Textilien zurückführen.
Die Kleiderwanne beinhaltet einerseits die Umwandlung von Altkleidern zu einem neuen Nutzmaterial und ist zugleich die Plattform für die Reflektion der eigenen Haltung gegenüber Kleidung und Textilien.
Die Kleiderwanne beinhaltet einerseits die Umwandlung von Altkleidern zu einem neuen Nutzmaterial und ist zugleich die Plattform für die Reflektion der eigenen Haltung gegenüber Kleidung und Textilien.
Der Kleidervorhang aus Altkleidern konfrontiert während dem ansonsten angenehmen Badeerlebnis mit der Kleiderproblematik. Die Vielzahl der gebrauchten Kleidungsstücke kann  sowohl Privatsphäre ermöglich, aber auch in ihrer Masse erdrückend sein.
Der Kleidervorhang aus Altkleidern konfrontiert während dem ansonsten angenehmen Badeerlebnis mit der Kleiderproblematik. Die Vielzahl der gebrauchten Kleidungsstücke kann sowohl Privatsphäre ermöglich, aber auch in ihrer Masse erdrückend sein.

Drei Fragen an Benjamin

Was fasziniert dich am Beruf des Industrial Designers?

Ich verstehe Design in erster Linie als Denksport, als eine Art Knobelspiel, bei dem unterschiedlichste Puzzleteile in eine Ordnung gebracht werden müssen. Das ist immer wieder von neuem total spannend!

Warum bearbeitest du in deinem Diplomprojekt das Thema Nachhaltigkeit?

An der ZHdK und insbesondere in unserem Fachbereich gehört das Thema ja zu den Eckpfeilern. Die Auseinandersetzung mit Werkstoffen und Materialien finde ich zentral und wollte sie im Diplom vertiefen. Fast Fashion und der damit verbundene Kleiderabfall sind ein grosses Problem. Da muss etwas passieren!

Was war für dich das Schönste am Studium?

Das Toni-Areal ist ein einzigartiger Schmelztiegel. Was hier an Disziplinen, Kompetenzen, Meinungen und Haltungen zusammenkommt, ist wirklich einzigartig. So viele Initiativen, so viele Projekte, so viele Veranstaltungen!

Wo siehst du deine Zukunft?

Ich möchte mich im Bereich Nachhaltigkeit und Materialforschung weiter spezialisieren und in verantwortungsvollen Projekten mitarbeiten können.

Benjamin Amiel

BA-Diplom 2020 / Industrial Design

Mentorat:
Roland Eberle
Susanne Marti (Co-Mentorin)

Projektdokumentation:
Kleiderbad

Kontakt:
b_amiel@hotmail.com