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Besuch im Johann Jacobs Museum

Das Jacobs Haus am Seefeldquai in Zürich ist eine 1913 erbaute Villa, die heute Sitz des Johann Jacobs Museums ist. 2013 wurde das ehemalige Kaffee-Museum unter der Leitung von Roger Buergel wiedereröffnet. Der künstlerische Leiter der Documenta12 war Berater für die Umkonzeption und die inhaltliche Neuausrichtung des Hauses. Das Museum beschäftigt sich nun nicht mehr ausschliesslich mit Kaffee, sondern beleuchtet Themen mit weltumspannenden Konsequenzen und stellt "Produktgeschichten der sonderbaren Art" dar. Inhaltlich werden die dramatischen Verknüpfungen unserer globalen Welt behandelt. So füllt jener Ausstellungsort eine Nische, die für viele andere Museen ein Dilemma darstellt: statt die Welt zu kategorisieren und zu unterteilen, werden die Verflechtungen der einzelnen Länder und Kontinente für den Besucher sichtbar gemacht.

Besucht hat der Studiengang Industrial Design jenes Museum, da sich beide mit der komplexen, globalen Verwicklung beschäftigen. Als Industrial Designer gestaltet man Alltagsgüter für den internationalen Welthandel und muss wissen, wo man sich im kapitalistischen System positionieren will und kann. Das ehemalige Kaffee-Museum ist Plattform für das komplexe Thema der globalen Handels(um)wege. In den Ausstellungen werden so aus künstlerischer wie auch wissenschaftlicher Perspektive Geschichten von Gold, Kakao, Tabak und aber auch von der Sklaverei erzählt.

Durch diese Ausrichtung ist das Haus Einladung für anarchistische Arbeiten. So wurde 2014 in der Ausstellung A SEASON IN SHELL vom Künstlerduo Zheng Mahler das Thema der aktuellen Handelsbeziehung zwischen Afrika und China thematisiert. In der laufenden Ausstellung MUTUAL AID (gegenseitige Hilfe) - die Folgeausstellung von Zheng Mahler - wird die Verbindung zwischen dem Schweizer Uhrenhersteller TagHeuer, Anarchie und chinesischem Porzellan beleuchtet. Wie auch in ihrer ersten Ausstellung geht es um das Mysterium des globalen Handels zwischen Europa, China und Afrika.

MUTUAL AID wird nach der Finissage im Museum für Gestaltung Hamburg ausgestellt. Die nächste Ausstellung des Johann Jacobs Museums wird sich mit der Frage, wie Chinesen ihre eigene Kulturgeschichte begreifen, befassen. Angedacht sind ausserdem die Thematisierung der Textilindustrie, des ersten Sklavenaufstands in Brasilien durch Schweizer und der französischen Kolonialgeschichte in Vietnam.

(Die Exkursion ins Johann Jacobs Museum fand am 8. November 2016 im Rahmen der Dienstagabend-Veranstaltungsreihe statt. Zum Programm > )

Text: Anina Riniker, Studentin im 3. Semester

Fotos: Fiona Knecht, ©ZHdK, Vertiefung Industrial Design 2016

Roger Buergel begrüsst die Studierenden im Johann Jacobs Museum.
Roger Buergel begrüsst die Studierenden im Johann Jacobs Museum.
Öllampe, hergestellt aus einer alten Konservendose.
Öllampe, hergestellt aus einer alten Konservendose.
Ein Blick in die Ausstellung MUTUAL AID.
Ein Blick in die Ausstellung MUTUAL AID.