Nachgefragt bei Nando Schmidlin (#moneynotlove)
Nando Schmidlin (*1989) ist Co-Initiator des Projektes «moneynotlove». Er hat 2013 den Bachelor Industrial Design an der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen und studiert momentan im Master Design & Strategy an der Aalto University in Helsinki.
Anina Riniker: Das Projekt «moneynotlove» zielt unter anderem darauf ab, dass Jungdesigner einen angemessenen Lohn verlangen. Gab es bei dir oder deiner Projektpartnerin einen ausschlaggebenden Moment dazu?
Nando Schmidlin: Myriam Marti (Studienkollegin Industrial Design, Abschluss 2013) und ich haben nach dem Studium verschiedene Projekte zusammen realisiert und dann schnell gemerkt, dass wir nicht genug über die Arbeitswelt des Designers wissen. Es gab keine Plattform, auf welcher man sich praktisch und schnell Informationen zu Buchhaltung, Urheberrecht und Versicherungen holen konnte. Als Jungdesigner weisst du nicht, welchen Lohn zu verlangen angemessen wäre. Aus der anfänglichen Unsicherheit heraus schreibst du dann viel zu tiefe Offerten. In der Startphase von «moneynotlove» haben wir einen Minimallohn von CHF 100 pro Stunde ausgerechnet. So haben die Designer eine Grundlage, eine konkrete Zahl als Verhandlungsbasis.
AR: Muss also in der Ausbildung zum Industrial Designer ein Kurs zur Selbständigkeit angeboten werden?
NS: Das habe ich mir auch schon überlegt. Aber auch den Geisteswissenschaftlern wird nicht beigebracht, wie Selbständigkeit geht. Nur beginnen wir Designer halt oft umgehend mit kleineren Aufträgen. Sicherlich sinnvoll ist aber, wenn den Studenten in der Schule das Argumentieren mitgegeben wird. Wofür es Design braucht und welchen Wert dieses hat.
AR: Was möchtet ihr mit dem Projekt «moneynotlove» erreichen?
NS: Dieses Projekt lässt sich in zwei Phasen einteilen. Gestartet haben wir 2013 nach unserem Bachelorstudium. Wir wollten möglichst viele, gute Informationen für selbständige Designer sammeln und bündeln. Jetzt geht es darum, mehr Designer, sprich Mitglieder, zu akquirieren. So könnten wir das Projekt breiter abstützen und von weiteren, fremden Fragestellungen ausgehen. Und dann ist natürlich noch die Veranstaltung «Round Tables» dazugekommen.
«The Creative's Round Table» existiert nun seit April 2017 und wird an der Design Biennale zum vierten Mal durchgeführt. Die Grunderkenntnisse werden im Nachhinein verschriftlicht und auf www.moneynotlove.ch publiziert. Nando Schmidlin erhofft sich, dass das Projekt nach der Durchführung während der Design Biennale einen Anschub bekommt und in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
NS: Jeder Designer kennt diverse Probleme und löst diese auf seine ganz eigene Art. Der «Round Table» hat das Ziel, diese Lösungen mit anderen Gestaltern zu teilen.
Leider war der vierte Round Table trotz der Plattform Design Biennale nicht gut besucht, drei der fünf Personen sind direkt mit dem Projekt verbunden. Das noch in den Kinderschuhen steckende Diskussionsformat hat aber Potential zum Wachsen. In etwas mehr als einer Stunde wurde über verschiedene Themen gesprochen. Von Designlabs über Chief Design Officers zum positiven und gleichzeitig undefinierten Bild, das die Bevölkerung vom Beruf Designer hat, wurden spannende Gedanken aller Anwesenden ausgetauscht. Die Teilnahme an mindestens einem « Creative's Round Table» empfehle ich allen Industrial Design-Studierenden wärmstens.
Text & Fotos: Anina Riniker, Studentin im 5. Semester BA Industrial Design an der ZHdK.


