Studium
Industriedesign ist das Konzipieren und Entwerfen von Konsum- und Investitionsgütern, die in hoher Auflage industriell hergestellt werden. Die Aufgaben des Industriedesigns reichen somit über die reine Form und Funktion eines Gegenstandes hinaus. Industriedesigner:innen arbeiten in einem Spannungsfeld zwischen den kulturellen und sozialen Bedürfnissen der angesprochenen Nutzergruppen, den technisch bedingten Produktionsmöglichkeiten sowie dem verantwortungsvollen Einsatz von Ressourcen.
Ausbildungsziel
Das Bachelor-Studium in Industrial Design bildet kritische Designer:innen aus. Zentral sind der Gedanke steter Vernetzung und das Hinterfragen von Ursache- und Wirkungsketten. Das Abwägen von Hightech- gegen Lowtech-Lösungen, das Reflektieren sozialer Zusammenhänge und die Untersuchung ökologischer Auswirkungen von Alltagsprodukten sind zentrale Ausbildungsziele.
Unsere Ausrichtung
Die Dienstleistung des Industriedesigns ist ein vergleichsweise junges Arbeitsfeld. Im Gegensatz zur Manufaktur und zum Kunsthandwerk verschreibt sich ein:e Industriedesigner:in der Aufgabe, Konsum- und Investitionsgüter für die serielle Massenfertigung formal zu entwerfen. Für einen solchen Entwurfsprozess handeln Industriedesigner:innen in einem Spannungsfeld zwischen Schwerpunkten, die sich immer schneller verändern: die kulturellen und sozialen Bedürfnisse der angesprochenen Nutzergruppen, die technisch bedingten Produktionsmöglichkeiten sowie der verantwortungsvolle Einsatz von Ressourcen. Diese drei Eckpfeiler der Disziplin prägen die Entwicklungsgeschichte des Industriedesigns, in immer wieder neu ausgerichteten Färbungen und Gewichtungen. Wir als Ausbilder:innen von Industriedesigner:innen an der ZHdK führen diese traditionelle Dreiteilung fort, indem wir sie auf die heutigen Anforderungen übertragen.
Inhalt ist Form, Form ist Inhalt
Gesellschaftliche Fragestellungen, wie die nach der Aufhebung sozialer Not, bestimmten schon früh die Themen des Bauhauses und des Werkbunds. Auch an der Hochschule für Gestaltung in Ulm wurde das nutzerorientierte Engagement für alltagstaugliche Produkte wieder aufgegriffen. Diese Ausrichtung, neue Bedürfnisse aufgrund wirtschaftlicher und sozialer Veränderungen aufzuspüren sowie Lebensumstände durch Design merklich zu verbessern, leitet auch unsere Untersuchungen.
Seit Anbeginn gingen Industriedesigner:innen für neue Produkte auch von Forschungsergebnissen aus, sie haben kulturelle Umbrüche und grundlegende Veränderungen im Alltag mitgestaltet. In unseren anwendungsorientierten Entwicklungslabors nehmen wir Resultate aus der Grundlagenforschung technischer Hochschulen wie der ETHZ auf, um auf kreative Weise Produktlösungen und Fertigungsverfahren auf dem neusten Stand der Technik zu finden. Diese sollen helfen, bestehende lebensweltliche Grenzen und Fähigkeiten zu erweitern.
Eine ökologische Verpflichtung wird heute auch vom Industriedesign erwartet. Natur verklärende und handwerklich romantisierende Tendenzen bestehen zwar schon seit dem ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert; allein, sie vermochten und vermögen die industrielle Massenproduktion nicht wesentlich zu beeinflussen. Während mit der ersten Ölkrise in den 1970er-Jahren der gezielt zu beschränkende Ressourcenbedarf im allgemeinen Bewusstsein der Bevölkerung an Bedeutung gewann, steht die gegenwärtige globale Industrie- und Konsumrealität zu diesem Bewusstseinswandel im eklatanten Widerspruch: Mit dem steigenden Konsum, der weltweit erhöhten Herstellung und Vermarktung von Gütern haben der Rohstoff- und Energieverbrauch, die Müllproduktion und die damit einhergehende Natur- und Umweltzerstörung exponentiell zugenommen. Diese Umstände fordern die Industriedesigner:innen heraus, dass sie ein besonderes Gestaltungswissen aufbauen, um dazu beizutragen zu können, allgemein eingeforderte Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Unsere Lehre
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die drei genannten Grundaspekte des Produktdesigns mit den genannten zahlreichen Widersprüchen zu verbinden. Insbesondere die Schnittstellen zur Wirtschaft und zu den globalen Märkten zeigen für ein sozial und ökologisch ausgerichtetes Industriedesign weitere Dilemmata auf. Doch zu deren Lösung beizutragen ist Kernaufgabe unserer Profession.
Industriedesign soll nicht zum hohlen Spektakel, zur Mode verkommen, sondern entspringt den Notwendigkeiten des Lebens. Vertiefte Form- und Materialstudien sind dafür unabdingbar. Mit der von uns gelehrten Methode des Design Thinking bieten wir eine Herangehensweise an, um unlösbar erscheinende oder paradoxe Aufgabenstellungen zu entknoten. Wir bilden Industriedesigner:innen in Sinne von Alltagsforscher:innen und Problembewältiger:innen aus. Hierfür lassen wir umfangreiche Fragenkataloge aufstellen, wie: Für welche Gesellschaftsgruppen entwerfen und planen wir? Wie erkennen wir die Hintergründe und Bedingungen der an uns herangetragenen Aufträge? Wie können wir Produktwünsche analysieren und im Sinne einer Ressourcenneutralität erfüllen? Welche Rolle kommt den neusten Technologien dabei zu? Welchen Einfluss darf oder soll das Marketing bei Entwurfsvorgängen spielen?
Von uns ausgebildete Industriedesigner:innen verlassen die ZHdK als sensibilisierte und intellektuell geschulte Macher:innen. Hartnäckiges Denken mit der Praxis verknüpfend, sind sie gewappnet, die Welt zu interpretieren und sich gegenwärtigen wie zukünftigen Herausforderungen zu stellen.
Noch Fragen?
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